Zeittafel des "langen" 19.Jahrhunderts




Zeittafel: Das lange 19. Jahrhundert (1789 – 1914)

Europa
Deutschland
Königreich Bayern
Schwabmünchen, Augsburg und Schwaben
1789: Französische Revolution: französische Bürger gehen gegen die Herrschaft des Adels vor (verkünden u.a. Menschen- und Bürgerrechte)
1792-1797: Erster Koalitionskrieg
1797: Frieden beendete den Koalitionskrieg
1799: Erneut Kriegsausbruch zwischen Österreich und Frankreich


1760 - 1790: Der Wirtschaftszweig der Strumpfstrickerei erreicht ihren Höhepunkt.

1796: Im Ersten Koalitionskrieg gelangen die Franzosen auch nach Schwaben: die schwäbischen Kreisstände erhalten gegen hohe Zahlungen Waffenstillstand der Franzosen. Aber: Soldaten erhalten keinen Sold von franz. Regierung, deswegen plündern sie in Dörfern wie Bobingen oder Straßberg. Zunächst geben Wirte Wein und ähnliches aus. Nach mehrfacher Plünderung wagen der Amtsschreiber Greisel mit ein paar Bürgern den Widerstand. Hierbei kommt der Bürgermeister ums Leben, einige andere Bürger werden schwer verletzt. Aus Mutwillen zünden die Soldaten anschließend die Hiltenfinger Wertachbrücke an.

1799: russische Armee hat Quartiere in Schwabmünchen, Mittelstetten und Bobingen. Russische Truppen beziehen auch Quartiere in Schwabmünchen, Straßberg und Untermeitingen. Die unerwünschten Gäste wollen reichlich gutes Essen.
9. Februar 1801: Friedensvertrag von Luneville
1803/1805: Dritter Koalitionskrieg
1804: Kaiserkrönung Napoleons
26. Dezember 1805: Friedensvertrag von Preßburg
16. Oktober 1806: Niederlage Preußens in der Schlacht bei Jena → Napoleons Truppen rücken nach Berlin ein
April 1809: Österreich erhebt sich gegen die bayerische Besatzungsmacht in Tirol


Nach Frieden von Luneville 1801: Sondervertrag mit Frankreich

25. Februar 1803: Reichsdeputationshauptschluss: Durch Säkularisation und Mediatisierung wird die Verfassung des Reiches erschüttert

1806: Deutsche Staaten (auch Bayern) schließen Angriffs-und Verteidigungsbündnis mit Frankreich (Rheinbund)



1. Januar 1806: Bayern wird Königreich (von Napoleon dazu erhoben)
1806: trotzdem öffentliche                      Meinung gegen Napoleon

1808: Verfassung des Königreichs Bayern

28. Februar 1810:
Klärung  von Gebietsfragen durch den Pariser Vertrag zwischen Bayern und Frankreich

1800: Straßberg veräußert die Hälfte des Waldes an Schlossbesitzer Schöppler (Schuldenstand war zuvor kriegsbedingt stark angewachsen)

1804/06: Schwabmünchen kommt unter bayerische Herrschaft und wird Sitz des Landgerichts.
1806: Landgericht Schwabmünchen wird erweitert: Klimmach und Froschbach werden vom Landgericht Türkheim abgegeben.

Ab 1808: Bayerische Regierung lässt Landesvermessung durchführen. Im Landgericht Schwabmünchen werden 18 Steuerdistrikte gebildet.

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1814/15: Wiener Kongress

18. Juni 1815: deutsch-britisches Heer besiegt Napoleon bei Waterloo
1815: „Deutscher Bund“ (lockerer Zusammenschluss von 25 souveränen Fürsten und vier Reichsstädten => Bund ohne Volksvertretung, ohne Gesamtregierung, ohne gemeinsames Staatsoberhaupt)
8. Oktober 1813: Bayerischer König distanziert sich von Napoleon

1818: nochmalige Verabschiedung einer Verfassung des Königreichs
1810/13: in Schwabmünchen sind nur noch 7 Strumpfhändler registriert

1817: Konkordat mit der der Katholischen Kirche: das Bistum Augsburg passt sich von diesem Zeitpunkt langsam an die neuen Staatsgrenzen an; gleichzeitig kommt es zu einer Phase der Neugründung von Klöstern (1831 St. Stephan in Augsburg und 1834 in Ottobeuren)
1819 – 1881:  Ferdinand Wagner, ein Schwabmünchner Historien- und Freskenmaler, wird weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Wagner, der überwiegend im Nazarenerstil malt, freskiert unter anderem die Außenfassade des Fuggerhauses in Augsburg und arbeitet im Grimaldi-Palast in Monaco. Seine Fresken am Rathaus von Konstanz sind noch heute zu besichtigen.



1826: in Schwabmünchen werden nur noch 200000 Paar Strümpfe produziert. (pro Jahr???)

27. - 30. Mai 1832: Julirevolution in Frankreich
1834: Gründung des Deutschen Zollvereins
1834: Entstehung von Bahnstraßen
1834: Gründung der geheimen 'Gesellschaft der Menschenrechte'


1835: Erster Zug von Nürnberg nach Fürth

Februar 1830: Lässt das Landgericht in Schwabmünchen für den Besuch eines unentgeltlichen Kurses (Industrieschule) in der Wollstrickerei werben.
1.April 1830: Beginn des Unterrichts im Lokal des Kronen- Wirts Eser
Juni 1832: Verfassungsfeste in Augsburg und Kaufbeuren (Vorbild: Hambacher Fest) organisiert durch die liberale  Bewegung à Forderungen nach Presse- und Versammlungsfreiheit
1846: Neptun wird entdeckt

28. März 1849: Verabschiedung der Paulskirchenverfassung

Seit 1848/1849:  Das politische Leben wird einer ständigen Überwachung und Kontrolle unterworfen: die Landrichter müssen monatlich einen Stimmungsbericht  der jeweiligen Kriegsregierung vorlegen (für das Landgericht Schwabmünchen bis 1858 erthalten).
1840: 3.438 Einwohner (vgl. 2015: 14.190 Einwohner)
1847: Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Augsburg-Lindau und der Errichtung einer Schranne setzt ein wirtschaftlicher Aufschwung ein.
1846/47: Wirtschaftskrise und Lebensmittelknappheit (Hagel, Ernteausfälle) à deutliche Teuerung des Brotes
9.4.1848: Kaufbeurer Bürgerfest à eine dreifarbige Fahne, die das Banner der liberalen Bewegung geworden war, wird auf das Dach vom Rathaus gezogen. Die Fahne ist das Symbol für den Wunsch nach Freiheit und nationaler Einheit.
1848: Gemeinderatswahlen in Schwabmünchen à Freiwilliger Rücktritt des Magistrats wegen Kritik der Bevölkerung
6. Oktober 1848: Erschienene Schmähschrift führt Leute auf, die wegen ihrer Stellung (z.B. beim Landgericht, im einfachen Gemeindedienst) als Kandidaten für den Magistrat nicht in Frage kommen, jedoch Einfluss besitzen.
1849: Der Vorstand des „Märzverein von Schwabmünchen“ benennt diesen in einen „Bürgerverein“ um.
1849: Landtagswahl bringt eine klare  Mehrheit für die Regierung, Bevölkerung auf dem Land stimmt auch in folgenden Jahren mit überwältigender Mehrheit für die konservativen Kandidaten ab.
1849: Beruhigung der Unruhen in Schwaben durch das „Observationskorps an der Donau“ des Königs von Bayern à dies begrüßt die Regierung von Schwaben in Augsburg 
1855: Weltausstellung in Paris


-      Ab 1851: „Fliegende Postämter“ in ganz Bayern

1850: Die Auflösung der politischen Vereine im Zuge der Niederschlagung der Revolution führt zum Verstummen des politischen Diskurses und zu Verhaftungen und Einkerkerungen der führenden Linken (bis dass das Amnestiegesetz sie wieder freisetzt).


Mitte des Jahrhunderts:
Der Mangel an Arbeitsplätzen führt zur Auswanderung in die Städte, wo neben besseren Verdienstmöglichkeiten in Industrie und Gewerbe auch günstigere Arbeitsbedingungen lockten. Hingegen ist die Zahl der Auswanderer in außerdeutsche Länder und nach Übersee, gemessen an der Auswanderungszahl anderer deutscher Länder, recht gering. So berührt die Auswanderungswelle nach 1848/49 das heutige Landkreisgebiet kaum.

1852:
Der Regierungspräsident von Schwaben gibt der Staatsregierung Listen von Personen, die während der Revolution  von 1848/49 besonders für ihr Gelingen oder in auffallender Weise für ihr Scheitern eingetreten waren → es gibt eine „Weiße Liste“ (niemand aus dem Bezirk Schwabmünchen ist aufgeführt) und eine „Schwarze Liste“ (7 Leute aus dem Bezirk Schwabmünchen).
1865: Gründung der Ladies‘ Discussion Society


1861: Landtag verabschiedet ein Gesetz über Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung (damit Gewaltenteilung von Exekutive und Judikative)
Physikatsbericht von 1861: Lebensgewohnheiten im Landgerichtsbezirk. Um 1860 muss auf Befehl der Regierung jeder Landgerichtsarzt einen Bericht verfassen, in dem er die die in seinem Physikatsbericht lebenden und arbeitenden Menschen darzustellen hatte.
Beispiele (in Auszügen):
        Charakteristisches der Bezirksbevölkerung stellt sich nicht dar. Eine Ausnahme machen die seit 30 Jahren im Bezirk Eingewanderten und Kolonisten zu Langerringen und Königsbrunn. Diese haben sich bisher fast ganz unvermischt fortgepflanzt.
        Nahrungsweise vorwiegend vegetarisch: Mehlspeisen (z.B. im Rohre gebackene Nudeln mit Sauerkraut) kommen fast täglich vor.
        Getränke: Neben Wasser, braunes und weißes Bier und Branntwein.
        Das eheliche Leben ist nicht durch gegenseitige Zuneigung, sondern mehr durch Spekulation, Habsucht, Hochmut oder Zwang der Verhältnisse gegründet worden.
        Die religiöse Haltung des Volkes ist eine gläubige und durch die Macht der Gewohnheit aufrechterhalten. Bis auf etwa tausend Protestanten und einige Wiedertäufer, gehören sämtliche Bewohner der römisch-katholischen Kirche an.

1862: Gründung der liberalen Fortschrittspartei (Forderungen: deutschen Bundesstaat mit preußischer Spitze, Gewerbefreiheit, allgemeine, geheimes und gleiches Wahlrecht, größerer Einfluss des Staates auf Kirche und Schule.)

1866-88: Die Ansiedlung von Textilindustrie und chemischer Industrie beginnt: es entstehen insgesamt 12 Fabriken.
1870/71: Krieg gegen Frankreich

1873: Patent auf Jeans (Levi Strauss und Jacob Davids)

18. Januar 1871: Gründung des Deutschen Reichs im Schloss Versailles
1875: Trennung von Post und Eisenbahn
1877/1878: erste Telefonversuche in München

1870/71 Krieg gegen Frankreich:
Ein Teil der bayrischen Truppen wird bei Kriegsbeginn im Lager Lechfeld zusammengezogen. Das Kriegsministerium richtet ein Gefangenenlager für Franzosen ein. In Schwabmünchen bildet sich ein Komitee des „Bayrischen Vereins zur Unterstützung und Pflege verwundeter und erkrankter Krieger”. Dieser sammelt Spenden und errichtet auch ein Lazarett.  Von den Kriegsteilnehmern des Landkreises verlieren über 156 ihr Leben.

1871: Nach der Gründung des Deutschen Reiches wird auch der „Katholische Männerverein Bobingen“ in die politischen Auseinandersetzungen hineingezogen.
1874: Die liberalen Kräfte gründen einen „Liberalen Verein für Schwabmünchen und Umgebung“ (1876 zählt dieser mehr als 50 Mitglieder).                                                                        
Von 1876 bis 1885: In Schwabmünchen sterben von 9539 Neugeborenen 3815 im ersten Lebensjahr (40%).
1881: Erste elektrische Straßenbahn in Berlin-Lichterfelde
1881: Gotthardtunnel wird eingeweiht


1883/84:
Sozialistengesetz

1886/1887: Erfindung des Autos durch Daimler und Benz
1883: Verbreitung der Fernsprechstellen


1886-1898: Optimierung der Postverbindung im Raum Schwabmünchen
1887: Die Patriotenpartei übernimmt den Namen der katholischen Partei im Reichstag und nennt sich „Zentrum“


1891: Kranken- / Unfallversicherung

1891: Erste elektrische Leitung von Laufen nach Frankfurt

1810-1900: Anwachsen der Bevölkerung auf fast das Doppelte.
1898: Schwabmünchen stellt Antrag, auf Einrichtung eines Bezirksamts in Schwabmünchen (14 Gemeinden dafür, 12 dagegen, 5 enthalten sich).
1899/1900: Bau von Schulen und eines neuen Krankenhauses
12 Juli 1900: Amtsgerichtsbezirk Schwabmünchen wird aufgelöst und dem Bezirk Augsburg-West zugewiesen.
1900: Errichtung des Bezirksamts und Bildung der Distriktsgemeinde Schwabmünchen.



1901: In Schwabmünchen wird erneut ein „Liberaler Verein“ (29 Mitglieder) zur Stärkung der Liberalen ins Leben gerufen .
1903: 116 Interessenten gründen die „Liberale Vereinigung Königsbrunn.“
1905: Eröffnung des Fahr- und Motorradladens Rittmayr (erster Autobesitzer im Bezirksamt; Gründer des Velociped-Clubs) in Schwabmünchen



1911-1912: Ausbau der Eisenbahnstrecke in den Stauden

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