Schüleraustausch mit Frýdlant (Tschechien)



Austauschwoche in Frýdlant im April 2016

von den Schülern des Wahlkurses Erasmus +

Über das Erasmus+- Projekt fuhren wir, acht Schülerinnen des LWGs, acht weitere Schüler des Paul-Klee-Gymnasiums und Schüler aus Slowenien und Italien vom 10.4. bis 16.4. nach Frýdlant, in Tschechien. Dort war jedem von uns ein Austauschschüler zugeteilt, bei dem wir diese Woche verbringen und den Alltag der Tschechen erleben durften. Die tschechische Schule hatte dort schon ein Programm vorbereitet, um uns alle sehenswerten Dinge aus dem 19. Jahrhundert zu zeigen.
Um aufzuzeigen, was wir in jener Woche erleben durften, haben wir für jeden Tag einen kleinen Bericht erstellt:
Am Sonntagmorgen um 8:00 Uhr stiegen wir bei gemäßigtem Wetter in den Reisebus. Manche vergaßen dabei leider (!!!) ihren Eltern „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Auf dem achtstündigen Weg nach Tschechien hatten wir alle große Vorfreude auf die Ankunft. Um uns davon abzulenken hörten, wir Musik, spielten UNO, schliefen oder ratschten miteinander: So verging die Zeit wie im Flug. Als wir schließlich ankamen, stiegen wir mit gemischten Gefühlen aus und wurden von den Austauschpartnern herzlich begrüßt.
Rebekka Kuhn, Sophia TIltscher und Johanna Ruf, 9b

Montag, 11. April 2016
Um 9h trafen sich alle an der Schule, dem Gymnasium Frýdlant. Alle Tschechen mussten in den Unterricht; alle anderen, den Slowenen, Italienern und uns Deutschen stellte die tschechische Direktorin die Schule vor. Danach erkundeten wir in kleineren Gruppen mithilfe von Arbeitsblättern Frýdlant. Anschließend gab es in der Schulkantine Mittagessen. Nach einer kurzen Pause liefen wir zum Aussichtsturm  in der Nähe der Stadt. Dort korrigierten wir die Arbeitsblätter und machten Gruppenfotos gemacht. Am Nachmittag war Zeit zur freien Verfügung.
Rebekka Kuhn, 9b und Anna Baumgartner, 9e

Dienstag, 12. April 2016
Am Dienstag fuhren wir gemeinsam mit den Tschechen nach Liberec. Dort wurden wir mit dem Leben Franz von Liebiegs bekannt gemacht, welcher dort im 19. Jahrhundert eine eigene Textilmanufaktur gegründet hatte. Wir fingen in dem Viertel an, in dem die Arbeiter von Liebiegs gewohnt hatten, was leider nicht sehr interessant war. Danach besichtigten wir die Überreste seiner Fabrik, von denen man allerdings nicht mehr sehr viel erkennen konnte. Daraufhin liefen wir zu der Villa, in der Liebieg zu Lebzeiten wohnte. Dieses Gebäude wird heute als Staatsgebäude gebraucht. Zu guter Letzt sahen wir uns den sehr faszinierenden Staudamm an. Das Beste an dem Tag war, als wir Zeit für uns in der Shopping-Mall hatten, bevor wir zurück nach Frydlant fuhren.
Vanessa Kirsten und Melanie Ostermaier, 9c

Mittwoch, 13. April 2016
Wir fuhren schon früh mit dem Bus in die Hauptstadt Prag. Unsere Austauschpartner waren leider nicht dabei, die Armen mussten in die Schule L. Zunächst liefen wir auf dem „Königsweg“ durch Prag und schauten uns zum Beispiel das Stadttheater an. Nach einer kurzen Mittagspause konnten wir das schöne Glockenspiel der Prager Rathausuhr hören. Anschließend spazierten wir über die Karlsbrücke, auf der wir sehr viele Fotos machten. Abschließend ging es hoch zur Burg, von wo aus man die ganze Stadt überblicken konnte. Wir waren auch in der Sankt Vitus Kathedrale, in der es große, bunte Glasfenster gibt. Am späten Nachmittag fuhren wir zurück nach Frýdlant. Nach diesem erlebnisreichen Tag waren wir abends mit unseren Austauschpartnern in einer sehr guten Pizzeria in Frýdlant.
Steffi Nothofer, 9a

Donnerstag, 14. April 2016
Heute fuhren wir wieder nach Liberec, um im ehemaligen Kaiser-Franz-Joseph-Bad (ja, genau, das war der Ehemann Kaiserin Sissis von Österreich), einer heutigen Galerie, in Gruppen an einem Quiz über die Familie Liebieg teilzunehmen. Mithilfe der dort gezeigten Ausstellungsstücke konnten wir alle gestellten Fragen beantworten. Danach war ein Zoobesuch geplant, der wegen des Regens aber leider ins Wasser fiel. Stattdessen konnten wir uns zwischen nochmaligem Shoppen und einem weiteren Museumsbesuch (ein wissenschaftlich interaktives Museum) entscheiden. Nachmittags war Zeit zur freien Verfügung.
Sophia Tiltscher und Johanna Ruf, 9b

Freitag, 15. April 2016
Am Freitag sollten wir in der Schule zunächst einen Kalender erstellen. Dabei wurden die Gruppen nicht von uns Schülern eingeteilt. Die Idee dahinter fanden wir eigentlich ziemlich gut, nur die Tatsache, dass nur jeweils ein Deutscher in einer Gruppe mit lauter Tschechen, Slowenen und Italienern war, störte ein bisschen, denn die meisten „Internationalen“ besprachen sich in ihrer Sprache und gaben ihr Ergebnis den Deutschen dann zum Übersetzen bzw. Verbessern. Danach machten wir ein Abschiedsquiz und erstellten eine Fotocollage. Anschließend gingen wir in eine Brauerei, wo wir einiges über das Bierbrauen erfuhren… Das Fazit der Schüler, die das Bier probierten, war: Deutsches Bier ist besser!
Sophia Tiltscher und Johanna Ruf, 9b





Andere Länder, andere … ??? – Die Unterschiede zwischen Tschechien und Deutschland
Schon auf der Hinfahrt nach Frýdlant bemerkten wir, dass es zwischen Deutschland und Tschechien sehr große Unterschiede gibt. Überall sah man vereinzelte, meist sehr verfallene, alte Gebäude, die teils den Anschein erregten, als wären sie über 100 Jahre alt.
Auch die Schule stand in großem Gegensatz zu unserer Schule. Die Fassade des Gymnasiums sah zwar relativ ansprechend aus, allerdings wies der ‚Pausenhof‘ und der Zaun um das Gelände deutlich darauf hin, dass das Gebäude schon einige Jahre alt ist. Das Schulgebäude fanden wir im Großen und Ganzen okay, allerdings konnte man auch dort die Spuren des alten Gefängnisses erkennen, was die Schule in früherer Zeit einmal gewesen war. In der Stadt waren ebenfalls große Unterschiede erkennbar, da es sowohl alte und heruntergekommene als auch neue und moderne Gebäude gab, zum Beispiel das Hotel, in dem die Lehrer untergebracht waren.
Auch in den Familien gab es deutliche Unterschiede. Die meisten unserer Austauschpartner wohnten in von außen sehr alt aussehenden, von innen dagegen sehr modernen Häusern und wurden von ihrer Gastfamilie auch sehr gastfreundlich empfangen, alle wurden gut versorgt und die Familien unternahmen Ausflüge mit den Gastschülern.
Im Allgemeinen hat den Schülerinnen der Austausch nach Frýdlant jedoch gut gefallen, da das Programm sehr gut organisiert war und sich die tschechische Lehrerin sehr viel Mühe gab, den Schülern wichtige Informationen (sogar auf Deutsch!) zu vermitteln. Außerdem war es sehr interessant, die kulturellen Unterschiede zwischen beiden Ländern zu entdecken.
Stefanie Nothofer und Elena Gleich, 9a/9b

Randnotiz:
Als wir, d.h. Frau Jauchmann und ich, im November letzten Jahres zum vorbereitenden Treffen nach Tschechien fuhren, erlebten wir durchaus ähnliche Eindrücke, wie sie von den Schülerinnen gerade beschrieben wurden. Vor allem die Gegensätze zwischen neuer, moderner Architektur, zwischen pulsierendem Leben des 21. Jahrhunderts und Orten, an denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, beeindrucken und überraschen zugleich. Aber auch der Zahn der Zeit, der an den Bauwerken, Straßen, alten Industriegebäuden und nicht zuletzt an den Wohnhäusern der Menschen dort deutlich nagt, vermittelt ein durchaus spannendes, wenngleich für manchen auch schockierendes Erlebnis.
Allerdings: Die unterschiedlichen Lebenswelten zwischen hier und dort sind auch im 21. Jahrhundert in Europa noch eine Realität, die man nicht verdrängen sollte. Und noch etwas: Hier wird das Fach Geschichte endlich einmal praktisch „erlebbar“. Hier wird deutlich, welch katastrophale Auswirkungen der „Eiserne Vorhang“, der von 1945-1990 Europa in zwei Hälften teilte, hatte, und zwar in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht. Diese Folgen sind noch immer - wie die Wunden europäischer Politik und europäischer Wirtschaftsgeschichte im Stadtbild des ehemaligen, von einer deutschsprachigen Mehrheit bewohnten Reichenbergs (tschechisch: Liberec) - deutlich sichtbar. Und gerade die Prachtbauten der Stadt, die hauptsächlich während der Habsburgermonarchie entstanden und nach 1990 renoviert wurden, bezeugen, was die Teilung Europas im 20. Jahrhundert bewirkte und was die Einigung Europas seit 1990 möglich machen konnte – aber auch, was eben noch nicht.
Im Folgenden möchte ich diese Bemerkungen durch eine kleine Fotodokumentation vertiefen – einerseits Bilder, die ich in einem Kalender eines Vereins gefunden habe, der es sich zum Ziel gemacht hat, die Architektur der Vorkriegszeit zu erhalten und in neuer Pracht wieder erstehen zu lassen, andererseits durch ein paar Bilder, die die Kehrseite des dortigen Städtebildes bis heute noch prägen.
Schließlich: in den letzten Monaten ist mir bei einigen Fahrten innerhalb Deutschlands deutlich bewusst geworden, dass auch bei uns die „blühenden Landschaften“ längst nicht überall vorhanden sind.
Frank Schweizer

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